Informationen zu den verfügbaren Corona-Impfstoffen
Liebe Patienten,
seit dem 01.07.21 gibt es neue Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Institutes (STIKO) zu den Coronaimpfungen: Für Patienten, die ihre Erstimpfung mit Astra Zeneca erhalten haben, wird nunmehr als Zweitimpfung der Impfstoff der Firma BioNTech empfohlen. Den neuesten Studienergebnissen (u.a. der Universität Oxford) zufolge ist die Wirksamkeit bei diesem sog. “heterologen” Impfschema mindestens genauso wirksam wie die Gabe von BioNTech als Erst- und Zweitimpfung. Damit ist die Wirksamkeit auch deutlich höher als bei der zweimaligen Impfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff (Quelle: 9. – weitere Informationen zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der Impfstoffe finden Sie weiter unten).
Auch der empfohlene Impfabstand wurde beim heterologen Impfschema deutlich verkürzt auf 4 Wochen (statt wie bei der zweimaligen Astra-Impfung von 9-12 Wochen). Dies kann hilfreich sein, um einen möglichst schnellen Impfschutz zu erreichen, gerade angesichts der aktuell zunehmen Delta-Variante des Corona-Virus’.
Darüberhinaus wird für den Monat Juli eine Besserung der Verfügbarkeit des BioNTech-Impfstoffes erwartet.
Ich empfehle deshalb allen Patienten, die ihre Erstimpfung mit Astra Zeneca erhalten haben, bei der Zweitimpfung auf BioNTech zu setzen. Dies können wir aufgrund der besseren Verfügbarkeit des Impfstoffes in unserer Praxis aktuell auch allen Patienten anbieten.
Wenn Sie bei uns bereits einen Zweittermin für Astra-Zeneca erhalten haben und stattdessen lieber das heterologe Impfschema mit BioNTech wahrnehmen möchten, brauchen Sie nichts weiter zu tun. Wir werden in der Impfsprechstunde automatisch BioNTech für Sie vorhalten. Sollten Sie unbedingt weiterhin Astra Zeneca als Zweitimpfung wünschen, wenden Sie sich bitte vorher an unsere Praxis.
Weitere detaillierte Informationen
- Es kam überzufällig häufig zu Thrombosen mit begleitender Verringerung der Blutplättchen (sog. Thrombozytopenie). Es wurden sowohl Thrombosen im Gehirn (zerebrale Sinusvenensinusthrombosen), als auch Thrombosen in den Arterien gemeldet. Einige Fälle hatten einen tödlichen Ausgang. Die Mehrzahl dieser Fälle trat innerhalb der ersten drei Wochen nach der Impfung und bei Frauen unter 60 Jahren auf. Die Häufigkeit liegt laut Fachinformation bei < 1:10.000 (Quelle: 1.). Zum Vergleich: Die Häufigkeit von Thrombosen bei Frauen, die die “Pille” einnehmen, liegt – je nach verwendetem Hormonpräparat – bei 5 bis 12 von 10.000 (Quelle: 2.).
- Laut PEI (Paul-Ehrlich-Institut, ist für die Sicherheit von Impfstoffen in Deutschland zuständig), wurde eine “auffällige Häufung” des Guillain-Barre-Syndroms festgestellt, einer sehr seltenen Nervenerkrankung (Quelle: 3.). Bei dieser sehr seltenen Erkrankung, die auch nach jeder Infektion (z.B. Harnwegsinfekt, Erkältung) auftreten kann, greift das eigene Immunsystem die peripheren Nerven an. Dies führt zu Muskelschwäche und manchmal zu Lähmungen, die tödlich enden können. Die allermeisten Patienten erholen sich allerdings vollständig von der Erkrankung. Vor einer abschließenden Bewertung dieser “auffälligen Häufung” müssen weitere Daten ausgewertet werden.
- Hier wird dieselbe Nebenwirkung betreffs Thromboseneigung wie bei Vaxzevria® beschrieben (Quelle: 3.). Auch die Angaben in der zugehörigen Fachinformation sind identisch (Quelle: 4.). Laut Statistik des PEI gab es aber bei bislang nach sämtlichen 559.596 bislang in Deutschland verimpften Einzeldosen KEINE Meldungen einer solchen Nebenwirkung (Quelle: 5.), und das, obwohl die Ärzte diese mögliche Nebenwirkung natürlich besonders im Blick haben.
Aktuell empfiehlt die STIKO, die oben genannten Impfstoffe AstraZeneca® und Janssen® (sog. Vektorimpfstoffe) in der Regel für Personen im Alter ab 60 Jahren zu verwenden.
BioNTech (Comirnaty®):
- Eine derzeit untersuchte mögliche Komplikation sind Herzmuskelentzündungen (Myokarditiden), die im Anschluss an eine Impfung mit Comirnaty® berichtet wurden. Zuletzt hatten die Medien in Israel über „Dutzende von Fällen” nach der Impfung mit Comirnaty berichtet, was aber angesichts der hohen Impfquote im Land, das Anfangs allein den Impfstoff von Biontech/Pfizer eingesetzt hat, noch kein Beweis für eine Kausalität ist. Für das PEI gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass die Fälle auf den Impfstoff zurückzuführen sind (Quelle: 2.).
Wirksamkeit der Impfstoffe:
Astra Zeneca (Vaxzevria®):
Die Wirksamkeit einer 2-maligen Impfung, die im Abstand von 4-8 Wochen erfolgte, betrug 50,4%, während die Wirksamkeit bei einem Abstand von 8-12 Wochen 72,1% betrug und bei einem Impfintervall von >12 Wochen 75,4% (Quelle: 6.).
Johnson & Johnson (COVID-19 Vaccine Janssen®):
Die Zulassungsstudien zeigten eine Wirksamkeit von 67 Prozent gegen mittelschwere COVID-19 Infektionen und gegen schwere COVID-19 Infektionen eine Wirksamkeit von 77 Prozent 14 Tage bzw. 85 Prozent 28 Tage nach der Impfung (Quelle: 7.). Eine Untersuchung auf eine allgemeine Wirksamkeit gegen (auch leichte) COVID-19 Infektionen fand nicht statt, hierüber sind also aktuell keine Aussagen möglich.
BioNTech (Comirnaty®):
In der neuesten Studie zeigte der Impfstoff eine Wirksamkeit von 91,3 % gegen COVID-19 und gegen einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf eine 100-prozentigen Wirksamkeit (Quelle: 8.).
Übrigens: Was bedeutet eigentlich die Prozentangabe zur Wirksamkeit genau?
Die angegebenen Prozentzahlen werden oft fehlinterpretiert: Mit einer Wirksamkeit von z.B. 70% ist nicht gemeint, dass das Immunsystem der geimpften Personen nur zu 70% einen Immunschutz aufbaut. Die Wirksamkeitsraten wurden vielmehr in Studien ermittelt, in denen mehrere tausend Menschen den Impfstoff (Verumgruppe) und ungefähr die gleiche Anzahl an Menschen ein Placebo (z.B. steriles Wasser – Placebogruppe) geimpft bekamen. Dann wurde ermittelt, wie oft die Menschen in der jeweiligen Gruppe trotz der Behandlung eine Infektion mit Corona erlitten. Diese “Versagerrate” der Verumgruppe wurde ins Verhältnis zu der der Placebogruppe gesetzt. Bei einer Wirksamkeit von 70% war die Häufigkeit einer Coronainfektion in der Verumgruppe um 70% seltener als in der Placebogruppe (70% der Geimpften waren also vollständig – “zu 100%” – geschützt).
Was bei dieser Art der Wirksamkeitsangabe unberücksichtigt bleibt ist die Tatsache, dass auch die “Impfversager” (in unserem Beispiel 30%), die sich trotz Impfung mit Corona infizierten, einen teilweisen Schutz aufgebaut hatten, denn ihre Krankheitsverläufe waren deutlich milder, und es kam zu weniger Krankenhausbehandlungen.